... Der homo oeconomicus ist umstritten. Für den einen ist er die Verkörperung einer unverzichtbaren Verhaltenshypothese; unverzichtbar insofern, als angeblich nur auf der Grundlage dieser Hypothese ökonomisch rational gedacht werden kann. Für die anderen ist er ein Zerrbild des Menschen, die Verkörperung des eiskalten Egoisten, eine durch und durch unsympathische Figur. Für beide Ansichten gibt es viele Beispiele in der Literatur ... Sie minimieren ihren Energieaufwand bei der Erreichung der Futterstelle. Ein gegebenes Ziel verfolgen sie also mit dem geringstmöglichen Aufwand. Um das zu tun, braucht man also offenbar gar kein "homo" zu sein. Auch lernfähige Ratten handeln so. Umso plausibler erscheint es, die Verhaltensannahme der streng rationalen, das heißt aufwandsminimierenden Verfolgung individueller Ziele zur Grundlage einer ökonomischen Theorie zu machen ...

Dr. Hermann Sautter ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Göttingen und Mitglied u. a. der Deutschen Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (Verein für Sozialpolitik), des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, der Kammer der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für Kirchlichen Entwicklungsdienst.

Autor

Prof. Dr. Hermann Sautter

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