Dieser entzückte Ausruf von Oma und Opa könnte demnächst auch genetische Wirklichkeit werden: ein Mensch, der ganz und gar die genetische Kopie eines anderen Menschen ist und nicht mehr die unvorhersehbare und zufällige Kombination väterlicher und mütterlicher Erbanlagen. Ein geklonter Mensch! Ganz die Mama, ganz der Papa, so soll es kommen, wenn es nach dem Willen des amerikanischen Physikers Richard Seed (zu deutsch: „Same“) ginge. Anfang 1998 sorgte Seed mit seiner Ankündigung, er wolle Menschen klonen, für eines der ersten Medienspektakel des neuen Jahres. Bis in das Weiße Haus schwappte die Erregung: Bill Clinton verlangte sofort ein Verbot des Klonens von Menschen in allen Bundesstaaten. Richard Seed ließ sich davon nicht beirren. Seine Pläne sehen schon recht konkret aus: andere Wissenschaftler wollen ihm helfen, Freiwillige für erste Versuche gibt es auch schon. Zu der großen Aufregung um seine Pläne gehörte auch die „theologische“ Begründung, die Seed für seine Pläne anbot: der 69-jährige Methodist aus Riverside meint, mit seinem Tun den Auftrag Gottes zu erfüllen. „Gott hat den Menschen nach seinem Bild geschaffen. Sein Plan für die Menschheit ist, dass wir eins mit Gott werden. Und dies ist ein bedeutender Schritt in diese Richtung.“ In der BBC ging Seed dann noch einen Schritt weiter: „Gott wollte, dass der Mensch eins wird mit ihm. Klonen ist der erste ernsthafte Schritt, wie Gott zu werden.“

Aus: Schritte 1998

Autor

Prof. Dr. Michael Herbst

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