25.07.2010

Warum wir, wenn es Gott nicht gibt, überhaupt nichts denken können

Das Gerücht von Gott liegt überall, wo Menschen sind, in wie deformierter Gestalt auch immer, in der Luft. In der griechischen Philosophie wird es erstmals begrifflich gedacht, in Israel verliert es erstmals seinen Charakter als Gerücht und wird zu einer gemeinschaftlichen Glaubenserfahrung, bis dann innerhalb Israels Jesus von Nazareth auftritt und sagt: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen.“ Aber die Frage bleibt: Entspricht diesem Gerücht etwas in der Realität? Wir wissen, was wir meinen, wenn wir „Gott“ sagen. Wir haben, wie Kant sagt, ein fehlerfreies Ideal von diesem höchsten Wesen, einen „Begriff, welcher die ganze menschliche Erfahrung schließt und krönet“. Aber welchen Grund haben wir zu glauben, dass diesem Begriff, wie wiederum Kant sagt, „objektive Realität“ zukommt? Welchen Grund haben wir zu glauben, dass Gott mehr ist als eine Idee, welchen Grund haben wir zu glauben, dass er existiert?

Autor

Prof. Dr. Robert Spaemann

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