Zwischen Fanatismus und Wahrheitsanspruch, Gleichgültigkeit und Toleranz

Christlicher Glaube ist nicht geistige Kleingärtnerei; das Eintreten für die Wahrheit und die Auseinandersetzung mit dem Wahrheitspluralismus der Postmoderne ist kein intellektuelles Glasperlenspiel. Christen treten für die Wahrheit ein, weil es zum Wesen des Menschen gehört, nach Wahrheit zu fragen. Christen ringen um die Wahrheit, weil für sie die Wahrheitsfrage keine Beschäftigung nach Feierabend darstellt, sondern die Grundfrage allen Lebens ausmacht. In der Bibel ist ämät, hebr. für Wahrheit, das, was verlässlich ist, worauf man sich verlassen kann, das, was trägt und durchträgt, was darum entlastet und fundamental befreit.

Dieser ungemein praktische Aspekt alles theoretischen Ringens um die Wahrheit und darum, dass es nur eine – verlässliche – Wahrheit geben kann, – muss, kann und wird alles angemessene Reden von dieser Wahrheit des christlichen Glaubens bestimmen.

Diese Wahrheit engt genauso wenig ein, wie sie ihrem Wesen nach rechthaberisch wäre. Sie befreit vielmehr, weil sie das Leben auf ein verlässliches Fundament stellt und ihm einen Sinn gibt, der von aller Perspektivlosigkeit und allem unfruchtbaren Drehen um sich selbst befreit. Sie ist Wahrheit, die freimacht (Joh 8,32).

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Autor

Prof. Dr. Heinzpeter Hempelmann

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