01.08.2016

... Nun ja, das Neue Testament könne man noch einige Zeit gelten lassen; denn da werde der Gott der Liebe gelehrt. Nur die Briefe des Juden Paulus müsse man ausmerzen. In denen sei der Geist des Alten Testaments zu spüren. Das Alte Testament aber – oh, das sei ein fürchterliches Buch, ein grauenvolles Buch! Da rede der jüdisch-syrische Wüsten-Rache-Gott. In jener Zeit kam ein Herr zu mir, ein wirklich netter, gebildeter Mann. »Herr Pastor!«, sagt er: »Ich möchte meinen kleinen Jungen taufen lassen. Aber eine Bitte habe ich: Nehmen Sie einen Text aus dem Neuen Testament. Mit dem Alten Testament, mit diesem grauenvollen Buch, will ich nichts zu tun haben.« »Gern will ich Ihren Wunsch erfüllen«, erwidere ich ihm. »Aber wissen Sie nicht, daß man das Alte und das Neue Testament nicht voneinander trennen kann? Wissen Sie nicht, daß der Gott des Alten Testaments der Vater Jesu Christi ist?« Da unterbricht er mich: »Wir wollen nicht streiten, Herr Pastor. Aber, nicht wahr, einen neutestamentlichen Tauftext!« »Ja!« sage ich. »Das kann man machen!« Ich überlege: »Was halten Sie von dem Wort: ›So spricht der Herr: Ich habe dich je und je geliebt. Darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte‹. Ist das recht?« »Prachtvoll! Wunderschön! Sehen Sie, das ist neutestamentlich! Das klingt ganz anders als das Donnern des Rache-Gottes im Alten Testament! Den nehmen Sie!« Ich muß lachen: »Das Wort ist aus dem Alten Testament!« ...

I. Ursachen und Motive für die Fragestellung a) Der hellenistische Dualismus – das gnostische Mißverständnis b) Die religionsgeschichtliche Betrachtungsweise – das evolutionistische Mißverständnis c) Die moralische Sicht – das säkularistische Mißverständnis II. Mit welcher Wirklichkeit – mit welchem Gott – rechnen wir? III. Rettung, Segen und Fluch und der persönlich liebende Gott

Autor

Prof. Dr. Dr. Rainer Mayer

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